Fünfzehn Jahre ist es her, dass das Album Capsaicin (Noisolution) und die 7“ Split mit Amen 81 (Matula Records) erschienen sind. Doch spätestens mit der Single Paid out with Hate, die im Dezember 2022 präsentiert wurde, war klar dass Bubonix zurück sind. In neuer Formation und mit neuem Album meldet sich die Hardcore Punk Band aus Limburg an der Lahn zurück. Schon am 30. April gab es einen Auftritt beim vierzigsten Geburtstag der Spermbirds im Kaiserslauterner Kammgarn. Die Release Party für Through the Eyes aber fand am 18. Mai im Schlachthof Wiesbaden statt.

Falk Fatal

Das Konzert im Kesselhaus war so schnell ausverkauft, dass es am Folgetag ein Zusatztermin eingerichtet wurde. Das Line Up war an beiden Tages das Gleiche. Den Anfang macht Falk Fatal. Oft in lockerer Poesieform und nah an der Prosa liest Falk Fatal seine Texte, die mal mehr und mal weniger mit Subkultur zu tun haben. Den Einstieg zum Thema (eBay) Kleinanzeigen hätte man sicherlich auch bei einem x-beliebigen Poetry Slam in ähnlicher Form hören können. Sobald es thematisch mehr um Punk Rock ging, wurden einige Personen im Publikum dann doch durstig auf ein lauwarmes Hansa Pils. Besonders eine von Falk Fatal gestellte Frage bleibt sehr im Gedächtnis hängen:

Wenn Iggy Pop der Begründer des Punk ist, warum trägt er dann lange Haare, und warum lässt er sein Shirt nicht an?


Uli Sailor

Etwas lauter wurde es mit dem zweiten Programmpunkt, als Uli Sailor es sich an seinem Punkrock Piano auf der Bühne bequem machte. Der Musiker, der unter anderem schon bei der letzten Terrorgruppe-Reunion mitgewirkt hat, sorgte für angenehme Punk Rock-Fernsehgarten-Stimmung. Neben Cover Songs aus der 1990er- und Skate Punk Jugend des Pianisten gab es auch Deutschpunk Hits wie In Grafenwöhr von Casanovas Schwule Seite oder Raum der Zeit von WIZO zu hören. Ein weiterer Teil der pianoforten Punk Rock Show zum Mitsingen bestand aus Liedern aus der eigenen Feder, in denen sich Uli Sailor mit Selbstreflektion und Erwachsenwerden im Schatten des Punk befasst.


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Bubonix

Um etwa viertel nach neun war es dann soweit: die Freude im Kesselhaus war kurz vorm Explodieren. Bubonix betraten die Bühne und die Euphorie schwappt wie eine gewaltige Welle bis in die kleinste Ritze der Venue. Wer denkt, das Publikum könne sich vor Freude auf diesen Auftritt kaum halten, kann sich bei der Band noch einiges abschauen. So viel Spaß und gute Laune wie bei den fünf Musikern an diesem Abend sieht man selten auf der Bühne.

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Nach einer atmosphärischen Einlaufhymne ging es in medias res los, und direkt beim ersten Lied Kaputt & Weiter hat sich ein Crowdsurfer verletzt. Ich wünsche an dieser Stelle nochmal alles Gute und hoffe, dass es nur bei leichten Blessuren geblieben ist. Nach der klitzekleinen Unterbrechung setzen Bubonix ihre massive Ladung an Freudenfanfaren fort. Hier wird von der Theke bis zum Bühnenrand abgeräumt, wobei ein gewaltiges Netz an Freundschaft und Unterstützung entsteht.

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Ein bunt gemischtes Publikum reicht sich im wilden Moshpit die Hand, steht zusammen mit der Band auf der Bühne, trifft sich am Mikrophon, an der Bar oder beim Crowdsurfing. Sänger Thorsten Polomski und seine Bandkollegen sind mit offenem Auge für das Publikum sowie füreinander unterwegs und erzeugen einen rasenden Wirbelwind aus Hardcore Punk aus 1990er, 2000er und vom neuen Album.

Die Ladies bitte nach vorne!

Bubonix geben darauf Acht, dass niemand im Gewühl untergeht und ganz besonders auf Tough-Guy-Mackereien hat hier niemand Bock. Dass das in Punk Rock und Hardcore immer noch angesprochen werden muss, ist traurig. Ob dahingehend ein Line Up aus drei Acts, das insgesamt sieben männlich gelesene Musiker auf die Bühne bringt, der beste Ansatz ist, ist jedoch ebenfalls fraglich.

Die wilde Fahrt zieht weiter durch die Nacht. Oft stehen etwa gleich viele Fans auf der Bühne wie Musiker, und es ist durchgängig irgendwo jemand am Crowdsurfen. Bubonix bieten eine Hardcore Show, die Nostalgie und Zukunft miteinander vereint. Und am Ende blicken sich in der Halle freudenstrahlende Augen aus allen Richtungen gegenseitig an. Eine Zugabe gibt es nicht, aber eine kurze Ansage darüber, dass es keine Zugabe gibt, bekommen die Fans dennoch mit auf den Weg.

Alles in allem war es wirklich ein schöner Abend. Vielen Dank auch an Friedhelm von pøj pøj für Booking und Akkreditierung.

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