Unordnungsamt – Verwüstungsakt
23. Februar 2023 | KulturKub Records |
CD/Download/Stream | 20:24 | 5 Tracks |
Folk / Punk | Würzburg |
Grüße aus dem Breistaat Fayern
Das Cover Artwork spricht Bände. Die bayerischen Löwen laben sich an Bier und Erdbeerkonfitüre, während sie eine abgewandelte Version des bayerischen Wappens tragen. Die blau-weißen Rauten wurden gegen einen schwarzen Hintergrund eingetauscht und im Inneren des Wappens wurde ebenfalls gut aufgeräumt. Der fränkische Rechen wurde von rot-weiß auf rot-schwarz verschönert und statt der anderen Regionalwappen finden wir eine gereckte Faust, Absperrband, Folk Instrumente und ein Banner mit der Nachricht
Seehofer abschieben
Verwüstungsakt ist die erste Veröffentlichung des Würzburger Sextetts Unordnungsamt, und allein optisch macht die EP schon einiges her. Der Buchstabendreher auf dem Artwork erinnert dabei vor allem an Produkte der deutschsprachigen Punkgeschichte. In Würzburg gibt es spätestens seit Verschärfung des bayerischen Polizeiaufgabengesetzes (PAG) die Veranstaltungsreihe Feiern statt Bayern, die Landshuter Deutschpunkband AmDamDes besang in den frühen 2000ern den Freistaat, und die Starnberger Legenden A + P sangen 1981
Freibier im Freistaat statt Freiheit
Franconian Outlaws
Auch das Unordnungsamt ist eine Punkband – zumindest im weitesten Sinne. Musikalisch bewegt sich die EP Verwüstungsakt eher in den Gefilden Folk, Pop und Klezmer. Textlich und inhaltlich präsentiert sich das Sextett rebellisch, freiheitsliebend und mit den vereinten Geistern von Ronja Räubertochter, Robin Hood und Uschi Obermaier. Das Unordnungsamt nimmt von den Reichen, verteilt die Beute unter den Bedürftigen und weiß nebenbei, wie man eine gute Party schmeißt. Und so treffen sich Humor, Leidenschaft nach endlosen Nächten und antikapitalistische Ideale in den fünf Titeln von Verwüstungsakt.
Let’s Fetz!
Verwüstungsakt bewegt sich wie eine Parabel. Nach dem schmissigen Folkstück Wegelagerer geht es mit der blues-geladenen Nummer Wet Feet dynamisch weiter, bevor im Zentrum der CD mit Tango (kurz nach zwei) der melancholischste Track für Sehnsucht sorgt. Direkt darauf geht es in flotter Polka- oder Klezmermanier und rasantem Zwei-Vierteltakt mächtig zur Sache. Und gerade, wenn man denkt, mit Neibassn sei nun der endgültige Höhepunkt der EP erreicht, setzt das Unordnungsamt mit Ich will nicht nochmal ordentlich einen drauf. Der letzte Titel wartet außerdem mit einer schönen Referenz an die großartige Trude Herr auf.
Das Unordnungsamt sorgt für gute Laune und spricht dabei Missstände an – das ist Punk! Im Tanze vereint und mit dem Hass als Feind verbinden die sechs Musiker*innen Wut, Leidenschaft, Hoffnung und Bewegung. Das ist der Soundtrack für die nächste Tanzverbotsparty.
7/10 Pestogläser
Das Bildmaterial wurde mit freundlicher Unterstützung vom Unordnungsamt zur Verfügung gestellt.
Verwüstungsakt wurde von Alexander Renner (KulturKlub Records) produziert.
Unordnungsamt sind
Kaspar (Schlagzeug und Gesang),
Jam (Bratsche und Gesang),
Tim (Bass),
Jossi (Klarinette, Gitarre und Gesang),
Nase (Akkordeon, Bass und Gesang), und
Paula (Gitarre und Gesang).